Die SCHUFA Holding AG, 1927 in Berlin gegründet, ist Deutschlands führende Auskunftei und spielt eine zentrale Rolle bei der Kreditvergabe. Sie wird von Banken und Sparkassen getragen und liefert Kreditgebern Bonitätsinformationen auf Basis eines Scoring-Systems, das die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern bewertet. Doch um die SCHUFA ranken sich viele Mythen, insbesondere über die Methoden zur Ermittlung der Bonität und den Einfluss verschiedener Faktoren auf den Score. In diesem Artikel gibt es Einblicke zu den Bewertungen und die Folgen für Verbraucher.
Wer ist Eigentümer der SCHUFA?
Die SCHUFA ist keine staatliche Behörde und war dies auch nie. Seit ihrer Gründung im Jahr 1927 wird sie privatrechtlich geführt. Im Jahr 2000 wurde sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Anteile jedoch nicht an der Börse gehandelt werden. Die Eigentümer der SCHUFA sind eine breite Gruppe von Institutionen, darunter Genossenschaftsbanken, Sparkassen sowie Unternehmen aus der Finanzbranche und dem Handel. Diese Anteilseigner nutzen die Dienstleistungen der SCHUFA, um das Kreditrisiko ihrer Kunden besser einzuschätzen.
Was wird bei der Auskunftsdatei gespeichert?
Viele Menschen gehen davon aus, dass die SCHUFA nur dann Daten über sie speichert, wenn es zu negativen Ereignissen wie Zahlungsrückständen oder Insolvenzverfahren kommt. Doch das ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Tatsächlich ist fast jede Privatperson in Deutschland in der SCHUFA erfasst, und das bedeutet nicht zwangsläufig etwas Negatives. Über 90 Prozent der gespeicherten Informationen sind positiv und können dazu beitragen, das Leben zu erleichtern, beispielsweise bei der Kreditvergabe oder dem Kauf auf Rechnung.
Die SCHUFA speichert eine Vielzahl von Informationen, darunter positive Daten wie laufende oder zurückgezahlte Kredite, vertragsgemäßes Verhalten bei Kreditgeschäften und andere finanzielle Verpflichtungen. Aber auch negative Informationen, wie nicht bezahlte Rechnungen, eingeleitete Mahnverfahren oder Insolvenzverfahren, werden in der Datenbank hinterlegt. Diese umfassende Datensammlung dient dazu, den Vertragspartnern der SCHUFA – meist Banken und Kreditgeber – eine fundierte Entscheidung bei der Kreditvergabe zu ermöglichen.
Wie ermittelt die SCHUFA Bonität?
Diese Frage gehört zu den meist gestellten der Verbraucher: Wie errechnet sich meine Bonität bei der Auskunftsdatei?
Der Vorgang ist äußerst komplex und beginnt mit einer neutralen Datensammlung. Zu Beginn sammelt die SCHUFA zahlreiche Informationen über Verbraucher aus unterschiedlichen Quellen. Banken, Telekommunikationsunternehmen, Versandhändler und andere Vertragspartner liefern regelmäßig Daten zu Vertragsabschlüssen, Kontoeröffnungen und Zahlungsinformationen. Auch öffentliche Verzeichnisse wie Schuldnerregister tragen zur Datensammlung bei. Diese umfassende Datenbasis bildet die Grundlage für die Berechnung der individuellen Bonität.
Die Zahlungshistorie als entscheidender Faktor
Ein zentraler Aspekt der Bonitätsbewertung ist die Zahlungshistorie des Verbrauchers. Pünktliche und zuverlässige Zahlungen wirken sich positiv auf den SCHUFA-Score aus. Beispielsweise führt die regelmäßige und fristgerechte Begleichung von Kreditraten oder Handyrechnungen zu einem höheren Score-Wert. Im Gegensatz dazu haben verspätete Zahlungen, Mahnverfahren oder gar Zahlungsausfälle negative Auswirkungen. Ein Verbraucher, der mehrfach seine Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlt hat, wird als höheres Risiko eingestuft, was den Score entsprechend senkt und damit Kreditchancen oder zumindest die Chancen auf günstige Kreditkonditionen verringert.
Anzahl und Art der Kreditkonten
Verschiedene Kreditverträge haben einen erheblichen Einfluss auf den SCHUFA-Score. Dabei spielt die Art der Verbindlichkeiten eine wichtige Rolle. Ein Immobilienkredit, der regelmäßig bedient wird, signalisiert finanzielle Stabilität und kann den Score positiv beeinflussen. Im Gegensatz dazu deuten zahlreiche kleine Konsumentenkredite oder Überziehungskredite auf ein erhöhtes Verschuldungsrisiko hin, was den Score negativ beeinflusst. Auch die Laufzeit der Kredite hat einen Einfluss: Langfristige, kontinuierlich bediente Kredite werden in der Regel positiver bewertet als kurzfristige und häufig wechselnde Verbindlichkeiten.
Kreditnutzung und Kreditrahmen
Die Ausnutzung bestehender Kreditrahmen fließt ebenfalls in die Bonitätsbewertung ein. Ein Verbraucher, der seinen Kreditrahmen regelmäßig voll ausschöpft, wird anders bewertet als jemand, der nur einen kleinen Teil seines verfügbaren Kredits nutzt. Beispielsweise kann das ständige Ausreizen des Dispositionskredits auf finanzielle Engpässe hinweisen und somit den Score negativ beeinflussen. Dagegen zeigt eine moderate Nutzung des Kreditrahmens finanzielle Disziplin und wirkt sich positiv auf die Bewertung aus. Wer seine aktuell hinterlegten Daten bei der SCHUFA abfragen möchte, kann dies kostenlos direkt auf der Website tun.
Anfragen für Kredite und Dienstleistungen
Jede Kreditanfrage wird von der SCHUFA registriert und kann Auswirkungen auf den Score haben. Mehrere Kreditanfragen innerhalb kurzer Zeit können als Indikator für eine finanzielle Notlage interpretiert werden, was zu einer Verschlechterung des Scores führt. Ein Beispiel: Wer innerhalb eines Monats bei fünf verschiedenen Banken Kreditanfragen stellt, signalisiert ein erhöhtes Finanzierungsbedürfnis und möglicherweise finanzielle Instabilität. Allerdings unterscheidet die SCHUFA zwischen sogenannten „Anfragen zur Konditionsanfrage“ und tatsächlichen Kreditanfragen, wobei erstere weniger Einfluss auf den Score haben.
Persönliche Daten und demografische Merkmale
Auch persönliche Informationen wie Alter, Geschlecht und Wohnort werden in die Berechnung einbezogen, denn statistische Auswertungen zeigen Zusammenhänge zwischen bestimmten demografischen Gruppen und dem Zahlungsverhalten, die in das Scoring-Modell einfließen. Beispielsweise kann ein langfristiger Wohnsitz in einer stabilen Wohngegend positiv bewertet werden, während häufige Umzüge oder Wohnsitze in Gebieten mit hoher Zahlungsausfallquote den Score beeinflussen. Dennoch werden sensible Daten wie Einkommen oder Nationalität nicht von der SCHUFA gespeichert oder berücksichtigt.
Positive Merkmale und deren Bedeutung
Neben negativen Einträgen berücksichtigt die SCHUFA auch positive Merkmale. Die erfolgreiche und vollständige Rückzahlung eines Kredits wird vermerkt und trägt zu einer Verbesserung des Scores bei. Ein Verbraucher, der über Jahre hinweg seine finanziellen Verpflichtungen zuverlässig erfüllt hat, baut also ein positives Kreditprofil auf, das zukünftige Kreditvergaben erleichtert. Diese positiven Einträge bleiben auch nach Abschluss der Verträge für eine gewisse Zeit gespeichert und stärken die Bonität nachhaltig.
SCHUFA-Score und die Auswirkungen auf ein Darlehen
100 % – Das ist der Idealfall bei der SCHUFA-Score-Abfrage. Dieser Wert drückt einen Verbraucher aus, der absolut kreditwürdig ist. Grundsätzlich wird ein Wert von 90 %und höher als positiv bewertet. Ein Score von 97 % bis 100 % bedeutet beispielsweise, dass die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls extrem gering ist. Solche Werte signalisieren den Kreditgebern, dass die Person ein zuverlässiger Zahler ist, was in der Regel zu den besten Kreditkonditionen führt.
Ein Ratenkredit könnte somit attraktive Zinsen von 3 % haben, da das Ausfallrisiko für die Banken gering ist. Mit den Zinsen sichern sie sich auch anteilig dagegen ab. Besteht laut Score kein großes Risiko, dass Verbraucher ihr Darlehen nicht fristgerecht zurückzahlen, können auch die Gebühren für das Ausfallrisiko niedriger sein. Auch Werte zwischen 80 % und 90 % gelten als gut und deuten auf eine solide Bonität hin. Doch die Banken haben im Vergleich zu Scores über 90 % ein gering gestiegenes Ausfallrisiko. Das könnte sich schon mit etwa 0,50 Prozentpunkten zusätzlich bei den Zinsen bemerkbar machen.
Negative Bonität: Hürden und höhere Kosten
Schlechte Bonitätsbewertungen zeigen an, dass in der Vergangenheit finanzielle Schwierigkeiten aufgetreten sind, was aus Sicht der Kreditgeber das Risiko eines Kreditausfalls erhöht. Um dieses erhöhte Risiko zu kompensieren, verlangen Banken häufig höhere Zinsen. Beispielsweise kann ein Kunde mit einem niedrigen Score für denselben Kredit, den ein Kunde mit guter Bonität zu 3 % Zinsen erhält, 10 % oder mehr zahlen müssen. In schwerwiegenden Fällen kann eine schlechte Bonität sogar zur Ablehnung eines Kreditantrags führen oder zur Forderung zusätzlicher Sicherheiten, um das Risiko abzusichern.
Falsche Informationen und deren Auswirkungen
Falsche oder veraltete Informationen in der SCHUFA-Datei können verheerende Folgen für die Bonität haben. Ein Beispiel ist ein bereits beglichener Kredit, der fälschlicherweise weiterhin als offen gemeldet wird. Dies kann den Score unnötig belasten und die Kreditkonditionen verschlechtern. Ein anderes Beispiel ist eine Restschuldbefreiung nach einer Privatinsolvenz. Wurde diese Information nicht rechtzeitig gelöscht, könnte dies weiterhin negativ in der Bonitätsbewertung auftauchen, obwohl der Verbraucher bereits schuldenfrei ist.
Löschung falscher Einträge: Die Rechte der Verbraucher
Verbraucher haben das Recht, ihre bei der SCHUFA gespeicherten Daten einzusehen und bei falschen Einträgen deren Löschung zu beantragen. Im Falle von fehlerhaften Einträgen empfiehlt es sich, die SCHUFA schriftlich zu kontaktieren und die Löschung oder Korrektur zu verlangen. Seit März 2023 hat die SCHUFA angekündigt, die Speicherung von Einträgen zur Restschuldbefreiung von 36 auf sechs Monate zu verkürzen. Wer also eine Privatinsolvenz hinter sich hat und eine Restschuldbefreiung erwirkt, kann nun darauf zählen, dass diese Information schneller aus der Datenbank entfernt wird. Dadurch verbessert sich die Bonität und damit steigen auch die Chancen auf bessere Kreditkonditionen erheblich.
Bessere Konditionen für das Darlehen: Das können Verbraucher für ihre Bonität tun
Regelmäßige und pünktliche Zahlungen von Rechnungen und Kreditraten sind der erste und wichtigste Schritt, um die Bonität zu verbessern. Jede rechtzeitig beglichene Rechnung und jeder ordnungsgemäß getilgte Kredit tragen dazu bei, den SCHUFA-Score zu steigern. Verbraucher sollten sicherstellen, dass keine Zahlungen versäumt werden, da bereits eine einzige Mahnung den Score negativ beeinflussen kann.
Bestehende Kredite konsolidieren und unnötige Konten schließen
Eine Konsolidierung bestehender Kredite kann ebenfalls positive Auswirkungen auf die Bonität haben. Wer mehrere kleine Kredite zu einem größeren Kredit zusammenführt, hat nicht nur eine bessere Kontrolle über seine Finanzen, sondern reduziert auch die Anzahl der offenen Verbindlichkeiten, was den Score verbessert. Überdies sollten unnötige Bankkonten oder Kreditkartenkonten, die nicht mehr genutzt werden, geschlossen werden. Jede offene Kreditlinie wird von der SCHUFA registriert und kann, wenn sie ungenutzt bleibt, die Bonität unnötig belasten.
Mindestens einmal jährlich Daten prüfen
Die gespeicherten Informationen bei der Schutzgemeinschaft sind ähnlich wie ein Bankkonto: Es zählt, was drauf ist. Deshalb ist es wichtig, sich nicht nur regelmäßig Kontoauszüge zu holen, sondern auch die Auskünfte zu gespeicherten Daten. So lässt sich schnell erkennen, ob veraltete oder fehlerhafte Informationen hinterlegt sind. In solchen Fällen ist schnelles Handeln gefragt, denn die Bereinigung kann mehrere Tage oder sogar Wochen dauern. Die beruhigende Kenntnis zu den eigenen SCHUFA-Daten ermöglicht auch kurzfristige Darlehensbeantragung ohne überraschende Absagen aufgrund von fehlender Bonität.
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