Digitalisierung im Gesundheitswesen – ist Telemedizin die Zukunft?

Vieles ist in der Telemedizin bereits möglich und auch gesetzlich erlaubt. Dennoch gibt es noch viele Skeptiker, die sich um die Sicherheit ihrer Daten sorgen.
Abbildung 1: Vieles ist in der Telemedizin bereits möglich und auch gesetzlich erlaubt. Dennoch gibt es noch viele Skeptiker, die sich um die Sicherheit ihrer Daten sorgen.

Viele alltägliche Dinge haben sich mittlerweile in den virtuellen Raum verlagert, das gilt auch für die medizinische Versorgung. Bereits seit 2018 ist es Ärztinnen und Ärzten erlaubt, ihre Patienten per Videochat zu beraten und zu behandeln. In den letzten beiden Jahren sind die Online-Sprechstunden immer beliebter gworden. Patienten müssen nicht mehr in überfüllten Wartezimmern Platz nehmen, sie haben keine lange Anfahrtswege mehr und können sich bequem von zuhause aus beraten lassen. Die Frage ist: Inwieweit kann die digitale Fernbehandlung tatsächlich den persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patienten ersetzen?

Was ist Telemedizin genau?

Telemedizin fasst Gesundheitsdienste zusammen, die Ärzte mithilfe von Informations- und Telekommunikationstechnologie ausführen. Die Telemedizin nutzt digitale Hilfsmittel für die Kommunikation mit den Patienten. Damit lässt sich viel Zeit sparen und darüber hinaus ist es möglich räumliche Distanzen einfach zu überwinden. Ärzte können so chronisch Kranke betreuen oder Befunde mit ihren Patienten besprechen. Auch wenn sich mehrere medizinische Fachleute beispielsweise über einen Patienten austauschen und dessen Behandlung besprechen, handelt es sich um Telemedizin. Im Telemedizin-Report Deutschland und Europa sind nicht nur die Möglichkeiten genau benannt. Darin sind auch die Technologien zu finden, die diese Art der Sprechstunde erst möglich machen.

Wo kommt die Telemedizin zum Einsatz?

Per Telemedizin ist heute schon vieles möglich: Diagnostik und Therapie von verschiedenen Krankheiten, ambulante und stationäre Behandlungen, Reha-Maßnahmen und vieles mehr.

Die Video-Sprechstunde

Mit der entsprechenden Ausstattung können Patienten bestimme Vitalwerte schnell und einfach an ihren Arzt übermitteln, wie beispielsweise Blutdruckwerte.
Abbildung 2: Mit der entsprechenden Ausstattung können Patienten bestimme Vitalwerte schnell und einfach an ihren Arzt übermitteln, wie beispielsweise Blutdruckwerte.

Wenn Ärzte und ihre Patienten per Video-Telefonie in Kontakt treten, ist das eine Form der Telemedizin. Per Telediagnostik können Ärzte Krankheiten feststellen, auch wenn sie sich nicht am selben Ort wie ihr Patient befinden. Patienten können dabei, wie in der normalen Sprechstunde auch, ihre Beschwerden beschreiben und beispielsweise abklären lassen, ob die roten Augen oder eine Hautirritation bedenklich sind. Sind die entsprechenden Gerätschaften beim Patienten vorhanden, ist es möglich Blutzuckerwerte, Temperatur oder Blutdruckwerte an den Arzt zu übermitteln. Abschließend kann der Arzt mit dem Patienten die Therapie besprechen oder einen persönlichen Besuch in der Arztpraxis verordnen. Ein Hörtest ist per Telemedizin noch nicht möglich.

Diese Art der Fernbehandlung ist erst seit Juni 2018 erlaubt, seit die Berufsordnung der Ärzte geändert wurde. Allerdings gilt dabei die Einschränkung, dass die Videosprechstunde „ärztlich vertretbar“ sein muss.

Telemonitoring

Telemonitoring ist eine Form der Überwachung von chronisch Kranken, die beispielsweise unter Diabetes oder einer chronischen Herzschwäche leiden. Mithilfe von Apps und digitalen Messgeräten sind die Patienten mit ihrer Arztpraxis verbunden und schicken ihre Vital- und Gesundheitsdaten in Echtzeit zum Arzt, beispielsweise Blutdruck, Puls oder Blutzucker. Kommt es zu kritischen Veränderungen, kann der behandelnde Arzt schnell reagieren und unter Umständen sogar lebensrettende Maßnahmen einleiten. Besonders hilfreich sind hier elektronische Messgeräte.

Teletherapie

Abbildung 3: Per Video-Konferenz sind verschiedene ärztliche Leistungen bereits heute möglich, wie das Besprechen eines Befundes oder Therapiestunden bei der Ernährungsberatung.
Abbildung 3: Per Video-Konferenz sind verschiedene ärztliche Leistungen bereits heute möglich, wie das Besprechen eines Befundes oder Therapiestunden bei der Ernährungsberatung.

In der Ernährungs-, Bewegungs- oder Sprachtherapie ist es möglich, die Therapiestunden und –gespräche per Videotelefonie abzuhalten. So kann der Patient bequem in seiner gewohnten Umgebung bleiben und dennoch an seinen Therapiesitzungen teilnehmen.

Telekonsil

Bei einem Konsil tauschen sich verschiedene Fachärzte per Videochat mit untereinander aus. Das ist häufig dann notwendig bei einer sehr speziellen Diagnose für einen Patienten. Die Ärzte besprechen die weitere Behandlung des Patienten und ersparen diesem den Weg in viele verschiedene Facharztpraxen.

Eine zweite Meinung

Im Internet gibt es spezielle Portale, wo Patienten sich eine ärztliche Zweitmeinung einholen können. Diese Portale sind kostenpflichtig und koopierieren zum Teil mit verschiedenen Krankenkassen. Patienten, deren Krankenversicherung mit einem solchen Portal kooperiert, können sich die Zweitmeinung einholen und von der Krankenkasse bezahlen lassen.

Wer ein solches Angebot nutzen möchte, sollte sich unbedingt im Vorfeld informieren, ob die eigene Krankenversicherung die Kosten dafür übernimme und bei welchen Portalen. Die erforderlichen Unterlagen reichen die Patienten online oder per Post bei dem Portal ein. Zudem ist es notwendig, einen Fragebogen auszufüllen. Der zuständige Spezialist kümmert sich um die Auswertung der Unterlagen und gibt eine Behandlungsempfehlung. Zusätzlich sind begleitende Telefonate möglich.

Ausbau der Infrastruktur für Datenverbindung notwendig

Damit der bundesweite Austausch der medizinischen Daten sicher erfolgen kann, ist eine sogenannten Telematikinfrastruktur notwendig. Für die elektronischen Datenautobahn für die besonders schützenwerten Daten ist in Deutschland die gematik GmbH zuständig. Der Ausbau erfolgte sehr schleppend über viele Jahre. Durch die Übernahme der Mehrheitsanteile durch das Bundesministerium für Gesundheit im Jahr 2019, soll der weitere Ausbau schneller vonstatten gehen.

Welche Chancen und Risiken sind damit verbunden?

Für die Patienten kann die fortschreitende Digitalisierung eine Chance sein. Sie kann die Patientensicherheit und die fachärztliche Versorgung vor allem in ländlichen Regionen verbessern. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016, die der Bundesverband der Verbraucherzentralen beauftragt hatte, sind viele Patienten positiv eingestellt gegenüber der Digitalisierung in der gesundheitlichen Versorgung. Allerdings sind viele Patienten besorgt, was die Datensicherheit anbelangt. Auch Experten streiten noch darüber, wie sich die Datensicherheit gewährleisten lässt.

Die Chancen klingen vielversprechend. Allerdings lassen sich damit nicht alle Lücken im Gesundheitssystem schließen. Damit alle Patienten von den neuen Behandlungsmöglichkeiten profitieren, gilt es noch einige Hürden zu überwinden. Allen voran sind technische Schwierigkeiten eine große Hürde. In einigen Regionen in Deutschland ist das Internet noch immer instabil und langsam. Zudem sind ältere Menschen, die nur wenig Erfahrung mit den digitalen Medien haben, sehr leicht mit der Technik überfordert. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Krankheiten, die sich auch in Zukunft nicht ohne eine körperliche Untersuchung feststellen und behandeln lassen. Langfristig werden Fernbehandlungen den persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt nicht ersetzen können. Aber gerade in ländlichen Regionen oder bei Fachärztemangel kann sie sehr hilfreich sein und lange Wege einsparen helfen.

Abbildung 1: Pixabay © tumisu (CC0 Public Domain)
Abbildung 2: Pixabay © stevepb (CC0 Public Domain)
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